Es gibt kaum einen Faktor, der ArbeitnehmerInnen heute wichtiger ist als die Vereinbarkeit von familiärer Situation mit beruflicher Situation. Familienfreundlichkeit ist zu einem echten Wettbewerbsfaktor geworden. Und zahlreiche Unternehmen haben das bereits für sich erkannt uns setzen entsprechende Maßnahmen.
Die Jungen werden knapp und haben Ansprüche
Für „Generation Y“, also die Gruppe der nach 1980 geborenen, ist ein Leben, in dem eine Vereinbarkeit zwischen Job und Familie nicht 100%ig gegeben ist, schier unvorstellbar. Zunehmend verschmilzt berufliches und privates Leben, technologische Errungenschaften tun ihr übriges dazu. Zeit für die Familie haben, den Job flexibel der eigenen privaten Situation anzupassen und gleichzeitig eine Entwicklung machen zu können, so lautet die Forderung der Digitalen Generation. Gleichzeitig heißt es, die erfahrenen ArbeitnehmerInnen im Arbeitsprozess halten zu können. Zuwenige gibt es die nachkommen. Auch diese Zielgruppe hat eigene Bedürfnisse, was die familiäre Situation angeht. Familienfreundlichkeit durch Unternehmen ist keine sozialromantische Vorstellung mehr, sondern mehr denn je eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit.
Familienfreundlichkeit als stärkste Employer Branding Maßnahme
Wer am Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig sein will, muss dem Thema besondere Wichtigkeit einräumen, das zeigen alle Studien, die im deutschsprachigen Raum in jüngster Zeit veröffentlicht wurden.
Gemäß einer Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend hat Familienfreundlichkeit für mehr als 9 von 10 Beschäftigte einen sehr hohen oder hohen Stellenwert.
In Zeiten der Arbeitskräfteverknappung und des Zugs in den urbanen Raum ist Familienfreundlichkeit jedoch nicht mehr für städtische Großkonzerne, auch kleine und mittlere Unternehmen können durch mehr Familienfreundlichkeit Wettbewerbsvorteile erzielen. Vor allem junge ArbeitnehmerInnen mit Kindern stehen einem Jobwechsel sehr aufgeschlossen gegenüber, wenn dadurch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtert wird.
Über 75% der Arbeitnehmer mit Kindern zwischen 25 und 39 Jahren würden für mehr Familienfreundlichkeit die Arbeitsstelle wechseln. 27% haben das bereits einmal getan.
Wer allerdings nun denkt, dass Familienfreundlichkeit eine Einbahnstraße ist, die lediglich Geld kostet, der irrt gewaltig.
Familienfreundlichkeit rechnet sich
Steigende Motivation, verminderte Fehlzeiten – kurz: mehr Leistung. Das sind die Faktoren, die Familienfreundlichkeit einem Unternehmen einbringen.
87% der Unternehmen geben an, dass familienfreundliche Maßnahmen, „sehr viel“ oder „viel“ zu einer hohen Motivation, Identifikation und Mitarbeiterzufriedenheit beitragen. Mehr als 6 von 10 Unternehmen sind der Ansicht, dass familienfreundliche Maßnahmen einen positiven Einfluss auf den Ertrag haben.
Die dabei besonders häufig genannten Effekte sind kürzere oder weniger Fehlzeiten und das unschätzbar wertvolle Asset der Mitarbeiterbindung. Fluktuationskosten gehören zu den am schwersten zu berechnenden Kennzahlen, können jedoch gut und gerne bis zu einem halben Jahresgehalt eines zu besetzenden Kandidaten ausmachen. Ein Grund mehr, Familienfreundlichkeit im Unternehmen zum Thema zu machen.
Für über 90% der ArbeitnehmerInnen zwischen 25 und 29 Jahre, die Kinder haben, ist Familienfreundlichkeit wichtiger oder gleich wichtig als das Gehalt.
Familie ist mehr als Vater-Mutter-Kind
Jedoch nicht nur für junge ArbeitnehmerInnen stellt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einen attraktiven Faktor dar. Besonders ältere ArbeitnehmerInnen sind zunehmend von der Notwendigkeit, einen Angehörigen pflegen zu müssen, betroffen.
Bereits fast jede/r zehnte ArbeitnehmerIn zwischen 25 und 49 Jahren kümmert sich um einen nahen Angehörigen.
Eine Zahl, die –soviel verrät die Demografie – in den nächsten Jahren stark im Steigen sein wird. Dazu kommen Lebenssituationen, die zwar nicht neu, aber zunehmend akzeptiert sind. Die eingetragene Partnerschaft in Österreich und die Tatsache, dass es bald mehr Patchworkfamilien gibt als Ursprungsfamilien gehören ebenso zu den Faktoren, die Berücksichtigung finden müssen.
Was Unternehmen tun können
Flexibilität – so lautet das Zauberwort. Familienfreundliche Maßnahmen gehen Hand in Hand mit mehr Flexibilität. Natürlich nicht nur auf Arbeitgeberseite, sondern auch auf Arbeitnehmerseite. Es geht um die Anpassung der beruflichen Situation an die persönliche Lebenssituation. Gerade aber diese Flexibilität stellt Unternehmen vor große Herausforderungen. Um diese meistern zu können, bedarf es zweifelsohne einer Änderung der Kultur, gepaart mit dem intelligenten Einsatz von Personalmanagement-Instrumenten.
Das „Audit Beruf und Familie“, dem sich Unternehmen unterziehen können und dadurch auch nach außen sichtbar das staatliche Gütezeichen erhalten, ist eine Methode, einen Kulturwandel im Unternehmen anzustoßen. Dieses Managementinstrument stellt die Familienfreundlichkeit im Betrieb auf den Prüfstand, ohne dabei Maßnahmen aufzuzwingen. Die Entwicklung der Organisation in Richtung mehr Familienfreundlichkeit steht im Zentrum des Audits.