Vergangene Woche hat Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek das Projekt Väterkarenz unter dem Titel „Väterkarenz ist machbar“ präsentiert. Und tatsächlich: Väterkarenz ist machbar, allerdings wird sie noch sehr selten gemacht. Von allen Kindergeldbeziehern in Österreich sind nur rund 5 Prozent männlich. Auffallend hierbei ist, dass Männer überdurchschnittlich oft das sogenannte einkommensabhängige Kindergeld – also bis zu 80% des Letztbezuges – in Anspruch nehmen. Immerhin sind 11 Prozent derer, die diese Variante wählen, Männer. Der Grund liegt auf der Hand: Männer verdienen oft mehr, daher ist diese Mögichkeit besonders attraktiv.
Männer wären bereit, in Karenz zu gehen
Eine Studie von Erich Lehner mit dem Titel „Elternorientierte Personalpolitik mit Fokus auf Väter“ zeigt, dass unsere Männer an sich bereit wären, in Karenz zu gehen.
Zwei Drittel der Männer können sich vorstellen in Karenz zu gehen, drei Viertel wären bereit wegen der Familie Teilzeit zu arbeiten.
Die Realität sieht allerdings anders aus. Häufig sind es Ängste um die eigene Stellung oder Position im Unternehmen. Dazu kommt der Druck des Umfelds, von Vorgesetzten und Kollegen, die klar legen, dass man als Mann nicht in Karenz geht. Und tut man es doch, dann stellt das eine Bedrohung für die Karriere dar. Dazu kommt die Angst vor Einkommensverlusten.
Väterkarenz ist eine Domäne der Selbständigen
Untermauert wird das Bild von der Tatsache, dass der Großteil der Väter in Karenz nicht den unselbständig Beschäftigten zugeordnet werden kann, sondern den Selbständigen und den Landwirten. Besonders die Selbständigen nutzen ihre Zeitautonomie, um sich in der Anfangsphase mehr um die Familie kümmern zu können. Die Flexibilität, die bei diesen bereits Realität ist, ist das, was in vielen Organisationen fehlt.
Dabei wären fast die Hälfte der Befragten bereit, in der Karenz Veranstaltungen des Unternehmens zu besuchen. Viele können sich auch eine Tätigkeit in geringem Ausmaß vorstellen.
In Schweden funktioniert’s
Seit der Einführung des einkommensanhängigen Kindergelds hat sich die Zahl der Väter in Karenz nachweislich gesteigert. Ein ähnliches Modell ist es auch, das es im vielzitierten Schweden möglich macht, dass Väter in Karenz gehen. Schweden als Vorbildland hat eine Frauenbeschäftigungsquote von 70,2% (2009). Diese ist damit fast genauso hoch wie die der Männer mit 74,2% und weit über den von der EU geforderten Zielen (60%). 4 von 10 Frauen gehen Teilzeitarbeiten und immerhin fast 15% der Männer. In Österreich sind es da nur knapp 7%.
Warum das so ist, liegt zum einem an einem System, das beide Elternteile ermutigt in Karenz zu gehen, zum anderen an einer starken Förderung und Subvention von Kinderbetreuungsplätzen. Insgesamt 12 Monate können Eltern in Karenz gehen, dabei können sie wählen, wer die lange geht. Darüber hinaus haben beide Teile je 2 Monate nicht übertragbaren Anspruch auf Karenz. Für den Großteil der Karenz werden 80% des Letztbezuges bezahlt. Das Recht, vollständig der Arbeit fernzubleiben, beschränkt sich aber auf maximal 18 Monate. Danach kann die Arbeitszeit um 25% reduziert werden.
Damit eine so kurze Dauer möglich ist, braucht es erschwingliche und vor allen leicht verfügbare Betreuungsplätze. Diese werden in Schweden stark subventioniert. So kann ein Betreuungsplatz nicht mehr als umgerechnet EUR 137 kosten. Da das aber die realen Kosten nur zu einem Bruchteil deckt, wird der Rest zugeschossen. Immerhin 3% des schwedischen BIPs fließen in Finanzleistungen ür Familien und Kinder (EU-Durchschnitt 2,1%).
Die Wirtschaft ist gefordert
Neben der Politik ist in Österreich auch die Wirschaft gefördert. Die Möglichkeit, Väterkarenz zu beanspruchen, ist ein wesentlicher Bestandteil familienbewusster Personalpolitik. In Österreich führt die Einführung des „Papa-Monats“ im öffentlichen Dienst zu einer Diskussion rund um das Thema. Tatsächlich ist es aber an den Firmenleitungen, klare Signale zu setzen und Maßnahmen zu definieren, die Vätern eine Karenzzeit weitgehend ohne Einbußen ermöglichen.
Flexible Arbeitszeitmodelle und Möglichkeiten, die eigene private und familiäre Situation zu managen zeichnen ein modernes Personalmanagement aus und machen Unternehmen zudem attraktiv für potenzielle Bewerber. Vor allem die Kultur in einem Haus ist es, die ermöglicht und verhindert. Dazu braucht es mutige Führungskräfte, die bereit sind, veraltete Rollenbilder über Bord zu werfen und sich der Zeit zu stellen.
Nähere Infos zum Schwedischen Modell finden Sie hier.