Die Inklusion von Menschen mit Behinderung ist eine zentrale Kerndimension des Diversity Managements. Das sogenannte „Disability Management“ beschäftigt isch damit, geeignet Arbeitsplätze für Menschen mit körperlichen, kognitiven und/oder psychischen Einschränkungen bereit zu stellen. Und obwohl sich erst wenige Unternehmen über das Thema trauen, sind bereits erste positive Signale sichtbar, so die aktuelle Studie „Chancen-Barometer“ der Online Jobinitiative myAbility. Und es gibt erste Vorreiterbetriebe.
Erste Fortschritte und ein noch weiter Weg
An der Studie „Chancen-Barometer“ haben sich über 250 GeschäftsführerInnen und Personalverantwortliche beteiligt. Durchgeführt wurde sie von der Jobinitiative myAbility.
Die 2009 gegründete Online Jobinitiative myAbility (früher: Career Moves) unterstützt Firmen bei der Suche und Einstellung von Menschen mit Behinderung – zum einen über die Jobbörse, in der Unternehmen ihre Stellen für Menschen mit Behinderung einstellen können, zum anderen auch über eine 360-Grad-Betreuung im Recruiting. Für die Betroffenen selbst ist es die Möglichkeit, sich chancengleich bewerben zu können. Bis 2012 wurden über die Plattform über 3.600 Stellen für Menschen mit Behinderung gepostet.
83% der befragten Unternehmen haben bereits gute oder sehr gute Erfahrungen mit der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung gemacht, so das erfreuliche Ergebnis der Untersuchung. Das ist vor allem deshalb so toll, da mehr als drei Viertel der Betriebe in Österreich ihre Beschäftigungpflicht derzeit noch nicht erfüllen.
Umso überraschender aber, dass fast drei Viertel der befragten Unternehmen die gesetzliche Einstellungspflicht (ein/e sogenannte/r „begünstigte/r Behinderte/r“ pro 25 MitarbeiterInnen) als positiv sehen. Bislang war man davon ausgegangen, dass die Unternehmen dieser Regelung eher kritisch gegenüber stehen.
Zu wenig Information, aber viel guter Wille
In Zeiten des Fachkräftemangels gewinnt die Einstellung von Menschen mit Behinderung zunehmend an Bedeutung. So sehen zwei Drittel in Menschen mit Behinderung eine wichtige Personalressource und erfreuliche 86% können sich eine Einstellung von Menschen mit Behinderung im Betrieb vorstellen.
Allerdings geben auch 60% der Unternehmen an, dass sie sich zu wenig informiert fühlen über die gesetzlichen Rahmenbedingungen und die Fördermöglichkeiten. Groß ist das Informationsdefizit vor allem rund um den erhöhten Kündigungsschutz. Dieser wurde ja vor zwei Jahren insoferne verändert, als dass Menschen mit Behinderung in den ersten vier Jahren keinen erhöhten Kündigungsschutz mehr haben. Vielfach herrscht in den Unternehmen aber noch immer die Angst vor, man könne Mitarbeiter, die sich als ungeeignet erweisen, später nicht mehr „los werden.“ Für viele Betriebe, die Menschen mit Behinderung einstellen, war daher die Lockerung des Kündigungsschutzes ein wesentliches Kriterium für die Einstellung.
Um diesem Informationsdefizit entgegenzuwirken, bietet myAbility übrigens ein Service-Center für Unternehmen. Innerhalb von 48 Stunden werden dort alle Fragen rund um die Einstellung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderung beantwortet.
Wer ist eigentlich „behindert?“
Spricht man in Österreich Unternehmen von Menschen mit Behinderung, so sind – wie es im Behinderteneinstellungsgesetz heißt – meist die sogenannten „begünstigten Behinderten“ gemeint. Also jene, die bei ihrer Einstellung besonders gefördert sind, einen nachgewiesenen Grad von 50% Behinderung oder mehr haben und die für die Einstellungsverpflichtung daher relevant sind.
Die WHO geht in ihrer Definition von Behinderung weit darüber hinaus. Hierbei geht es nicht nur um körperliche Defizite, sondern auch um die Beeinträchtigung bei Aktivitäten oder der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und der Umwelt. Unternehmen, die es sich auf die Fahnen heften, Diversity Management zu betreiben, sollten sich diese Betrachtung zu Herzen nehmen, denn auch für Menschen mit Allergien, Unverträglichkeiten, Diabetes, Sehschwäche, Leseschwäche, chronischen Erkrankungen etc. gilt es die entsprechenden Rahmenbedingungen im Betrieb bereit zu stellen.
Das Potenzial für die Wirtschaft, die häufig über den Mangel an Kräften klagt, ist größer, als man meinen möchte. Rund 8% der Bevölkerung zwischen 16 und 64 Jahren, oder über 630.000 in absoluten Zahlen, weisen eine Behinderung auf. Der Wirtschaft entgehen dadurch aber nicht nur wertvolle Arbeitskräfte, sondern auch potenzielle Kunden, denn immer noch können mangels Barrierefreiheit und fehlender Angebote viele Produkte und Dienstleistungen von Menschen mit Behinderung gar nicht in Anspruch genommen werden!
Mit gutem Beispiel voran
Nachdenklich sollte stimmen, dass 92% der Unternehmen noch deutlichen Nachholbedarf bei der Chancengleichheit von Menschen mit Behinderung sehen. Wesentlich für den Erfolg eines guten Diversity Managements und einer guten Inklusion von Menschen mit Behinderung ist die Integration in die Grundsätze des Unternehmens. Das Thema Menschen mit Behinderung findet sich aber nur bei etwa einem Fünftel aller Unternehmen auch im CSR Leitbild, so die Ergebnisse des Chancen-Barometers.
Ein Unternehmen, das das erfolgreich vorgezeigt hat, ist das Unternehmen SIMACEK Facility Group. Die gesellschaftliche und soziale Verantwortung ist dem Unternehmen seit Jahren ein Anliegen und so konnten schon zahlreiche Projekte in den unterschiedlichen Dimensionen umgesetzt werden, darunter ein Sprachenprojekt für Mitarbeiter mit nicht-deutscher Muttersprache, die betriebliche Sozialarbeit oder aber die Erarbeitung eines Code of Conduct, der auch in leicht lesbarer Sprache verfügbar ist und einen internen Kommunikationsprozess von drei Jahren vorsieht.
Beginnend im Jahr 2011 hat man sich dem Thema „Disability Management“ zugewandt, mit dem Ziel künftig nicht nur alle Einstellungserfordernisse zu erfüllen, sondern aktiv Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung zu anzubieten und diese im Betrieb voll zu inkludieren.
Gemeinsam mit dem Unternehmen crosslink hat SIMACEK ein komplettes Disability Modell entwickelt, das die Auswahl, die Arbeitsbegleitung in der Einarbeitungszeit, die laufende Bedarfsintervention, Sicherheitsevaluierungen und den Einsatz einer Behindertenvertrauensperson beinhaltet. Im Vorfeld wurde alles daran gesetzt, auch innerhalb der Belegschaft die Mitarbeiter entsprechend zu beteiligen und vorzubereiten. Mittelfristig will SIMACEK 50 bis 70 Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung bereitstellen, bereits im ersten Jahr konnten 12 neue Kollegen mit Behinderung ihren Dienst antreten.
Auch die Kunden, in deren Gebäuden die Mitarbeiter von SIMACEK eingesetzt werden, wurden in den Prozess miteinbezogen. Damit ist das Projekt auch Vorbild für andere Dienstleistungsunternehmen.
Verantwortungsvolle Unternehmen denken weiter
Die Einstellung von Menschen mit Behinderung ist ein zentrales Thema für verantwortungsbewusste Unternehmen geworden. Initiativen wie myAbility oder CEOs on Wheels unterstützen heute professionell Unternehmen, sich diesem Thema zuzuwenden und informieren über notwendige Rahmenbedingungen und entsprechende Fördermöglichkeiten. Zahlreiche große Unternehmen sind bereits Partner dieser Organisationen und setzen damit ein Zeichen, dass es höchste Zeit ist, Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft gleiche Chancen und völlige Inklusion zu bieten. Das ermöglicht nicht nur den Zugang zu einem neuen Arbeitskräfte- und Kundenpotenzial, sondern fördert auch eine offene, partnerschaftliche Unternehmenskultur, von der nicht nur die Mitarbeiter profitieren, sondern die sich auch für die Unternehmen in positiven Ergebnissen niederschlägt.
Zum Nachlesen
- myAbility – www.myability.jobs
- CEOs on Wheels – www.ceosonwheels.at
- SIMACEK Facility Group – CSR Projekte unter – www.simacek.com
- Presseinformation zu den Ergebnissen des „Chancen-Barometers“
- Nationaler Aktionplan Behinderung 2012-2020
- Nationaler Aktionplan Behinderung 2012-2020 in Leichter-Lesen Version (LL)
Habe selber einen behindertenpass mit 60 % Behinderung und finde daher keine Arbeit, möchte Teilzeit arbeiten nur vormittags wegen meiner Kinder und bekomme nur Absagen sorgar als Putzfrau bei der Volkshilfe haben sie mich nicht genommen wegen meiner Behinderung .
Aussage: Da können wir sie ja nicht mehr Kündigen , man wird nur bestraft dafür man hat es so schon so schwer weil man nciht so gesund ist wie die anderen.
Es gehört weit mehr aufgeklärt bei den Arbeitgebern die kenn sich alle so wenig aus mit diesem Thema.
Finde es sehr traurig das man nur benachteiligt wird wenn man e schon so bedingt ist.
Liebe Elke W.,
ja die Aufklärung bei den ArbeitgeberInnen ist sicherlich das größte Hindernis. Dass der Kündigungsschutz in seiner ursprünglichen Form gefallen ist, das haben viele nicht nicht registriert. Aber es sind einige Initiativen am Laufen, so wie die neuen speziellen Jobplattformen, die hoffen lassen.
Ich wünsche auf jeden Fall alles Gute und toi toi toi, dass es mit dem Job bald klappt.
Liebe Grüße,
Peter Rieder