Lange lange hat es gedauert. Doch nun haben offenbar auch die Personalisten Facebook für sich erkannt. War lange Zeit für viele nicht klar, was man denn mit dem Web-2.0-Hype als Personalist anfangen soll, so trauen sich mittlerweile doch einige drüber über die Facebook Seite. Wir haben uns einige davon angesehen und Do’s and Don’t für Facebook Karriereseiten gesammelt.
Die Angst und Ehrfurcht vor der weiten Webwelt
Social Media und HR gehört derzeit zu den am meisten diskutierten Themen unter Personalisten. Kaum eine Veranstaltung oder Podiumsdiskussion zu diesem Thema muss sich über mangelnde Teilnehmerzahlen beklagen. Die Meinungen dazu sind aber geteilt. Viele Unternehmen erstarren in Ehrfurcht vor den Aktivitäten die sich im Web abspielen, doch häufig dominiert noch immer die Angst. Die Angst, frustrierte Bewerber könnten sich negativ äußern über das Unternehmen, die Angst Mitarbeiter könnten etwas Falsches posten oder schlichtweg die Annahme, eine Facebook-Seite könne nichts beitragen und würde zu viele Ressourcen fressen.
Und tatsächlich: Die Anzahl der Karriereseiten auf Facebook ist in Summe noch etwas dürftig. Gerade mal etwas mehr als 30 deutschprachige Karriereseiten gibt es, die sich über mehr als 1.000 Fans freuen können. Dabei haben Facebook Karriereseiten einen großen Vorteil gegenüber einfachen Produktseiten: So tendieren Jobinteressierte sehr rasch zu einem „Like“. Und mittlerweile springen auch in Österreich bereits die ersten großen Unternehmen auf den Zug auf.
PwC, Allianz, T-Mobile und Co. go Facebook
Gerade in den letzten Monaten sind einige große Player und bekannte Marken in Österreich karrieremäßig in die Facebook-Welt eingestiegen. T-Mobile ist etwa seit einigen Monaten mit einer eigenen Facebook-Karriereseite vertreten, A1 stellt sich ebefalls seit einiger Zeit auf Facebook den Interessenten oder etwa die österreichische Allianz, die hier besonders aktiv ist. Bei der Allianz (Allianz Karriere in Österreich) setzt man auf eine rege Kommunikation mit potenziellen Bewerbern und einen intensiven Austausch. Jedenfalls Grund genug, dass sich die Allianz Facebook Fanseite mit knapp 1.000 Likes zu den größten Karriereseiten in Österreich zählen darf. Neben Infos zu Kontaktmöglichkeiten und Jobs stellt die Allianz auch Erfolgsstories der eigenen Mitarbeiter dar.
Seit Mitte März hat auch das Beratungs- und Wirtschafttreuhandunternehmen PriceWaterhouseCoopers, nun nur mehr PwC, eine eigene Facebook Karriereseite. Angst vor negativen Einträgen oder Folgen hat man bei PwC nicht, wie Elizabeth Hull (Leiterin Human Capital bei PwC) erläutert: „PwC Austria Careers ist bereits ca. 2 Monate online und bislang haben wir nur positives Feedback bekommen. Fast jeder unserer Posts erhält mindesten ein Gefällt-Mir. Kommentare und direktes Feedback bekommen wir bisher weniger. Die Erfahrung aus den anderen PwC Ländern zeigt aber, dass die Hemmschwelle zu Beginn sehr hoch ist. Ist das Eis aber erst mal gebrochen, dann nimmt die Anzahl der Bewerber-Kommentare schneller zu.“
Vor allem eine direkte Kommunikation, ein Dialog mit den Bewerbern und Interessenten ist es, den man bei PwC und anderen Unternehmen anstrebt: „Als Unterstützung weiterer Medien dient Facebook besonders zum Distanzabbau und der Steigerung des Vertrauens in den möglichen neuen Arbeitgeber„, ist Liz Hull überzeugt. Der befürchtete große Ressourcenaufwand hat sich bei PwC allerdings nicht eingestellt: „Wir haben uns bei der Erstellung von einer Agentur unterstützen lassen. Natürlich ist der Aufwand zu Beginn größer, aber wir haben ein sehr genaues und professionelles Konzept ausgearbeitet. Es ist in verschiedene inhaltliche Säulen geteilt. Auf Basis des Konzepts wurde dann abteilungsintern ein Redaktionsplan ausgearbeitet. Aktuell wird der Facebook-Auftritt durch eine Person betreut. Der reine Posting-Aufwand liegt ca. bei einer Stunde in der Woche, kann aber je nach Themenvielfalt durchaus variieren.“
PwC hat also als eines der ersten Unternehmen in Österreich, den Schritt in Facebook gewagt. Einige Deutsche Unternehmen können hier bereits auf eine längere Historie verweisen. Mit durchaus beachtlichen Erfolgen.
Die größten Deutschen Facebook-Karriereseiten
Während sich die österreichischen Seiten aufgrund ihres geringen Alters noch mit einigen Hunderten Fans begnügen müssen, so haben es einige Deutsche Unternehmen schon auf viele tausend Fans gebracht.
Die größte Deutsche Facebook-Karriereseite betreibt der Automobilhersteller BMW. Knapp 20.000 Fans hat die BMW Karriereseite bereits. Neben aktuellen Jobausschreibungen aus ganz Deutschland wird den Usern auch allerlei spannendes rund um die Automobile geboten. Auf eine regelmäßige Kommunikation mit den Interessenten wird hier besonders Wert gelegt.
Die Deutsche Lufthansa hat auf ihrer Karriereseite bereits knapp 14.000 Likes gesammelt und ist damit die zweitgrößte Deutsche Karriereseite. Unter dem Motto „Be Lufthansa“ stellt die Airline Jobinfos und Kontaktinfos, aber auch Infos zum Berufseinstieg oder Links zu Youtube Videos zur Verfügung.
Mit etwas Respektabstand reiht sich die Daimler Gruppe mit knappen 9.000 Fans dahinter. Hier setzt man vor allem auch auf spannende Infos rund um futuristische Automobile und Trends aus der Branche und sammelt so auch die Meinungen der Community ein. In jedem Fall bemüht man sich, spannende Inhalte aus der Branche in den Vordergrund zu rücken und so indirekt, Lust auf die Automobilbranche zu machen. In jedem Fall eine taugliche Strategie, denn wer eine Facebook-Karriereseite zu gestalten sucht, der sollte sich jedenfalls dringend folgende Punkte zu Herzen nehmen:
Do’s and Dont’s auf Facebook-Karriereseiten
Was macht eine Karriereseite auf Facebook eigentlich zu einer guten Seite? Diese Frage sollten sich alle Unternehmen stellen, die mit dem Gedanken spielen, sich auf die Plattform zu begeben. Hier einige Hinweise, wie Ihre Karriereseite top werden kann und was Sie nicht tun sollten, damit diese nicht zum Flop wird:
- Bringen Sie spannende und vielfältige Inhalte: Facebook Karriereseiten sind keine reinen Werbeplattformen, sondern sollen zum Austausch anregen und vor allem interessieren. Neben Jobangeboten sollten also auch Kontaktmöglichkeiten, Erfahrungsberichte, Mitarbeiterstatements, spannende Hintergrundinfos zu den Produkten oder Ankündigungen gepostet werden.
- Posten Sie regelmäßig: Seiten, die keine Aktivitäten zeigen, bekommen keine Likes. Wer Likes haben möchte, der muss regelmäßig posten. Und das spannend (siehe oben). Jeden Schritt zu kommentieren ist nicht sinnvoll, jedoch sollten Sie einen Redaktionsplan haben. Facebookseiten sollte man nicht dem Zufall überlassen. Bevor Sie aber nur posten, um etwas gepostet zu haben, sollten Sie doch lieber nochmals überlegen, ob es nicht noch einen spannenderen Inhalt gäbe.
- Treten Sie in Dialog und antworten Sie rasch: Auch Fragen an die Community, etwa zu Produkten, können eine gute Möglichkeit sein, um mit der Community in Kontakt zu kommen. Jedenfalls sollten Sie aber auch antworten. Bewerber, die Fragen haben, möchten eine Antwort. Und diese sollten Sie charmant und vor allem rasch geben. Aber Achtung! Im Sinne des Datenschutzes und der Vertraulichkeit kann es sinnvoll sein, im Posting darauf zu verweisen, dass man sich via Privatnachricht meldet. So bekommen die User mit, dass reagiert wird, aber trotzdem Details vertraulich gehandhabt werden.
- Pinnwand oder Landing-Page: Gleich auf der Pinnwand zu landen hat gewisse Vorteile, genauso wie eine sogenannte Landingpage, also eine Art Startseite, Sinn machen kann. Viele Unternehmen veranstalten zum Beispiel Gewinnspiele auf ihrer Landingpage und sorgen so für noch mehr Interaktion. Allerdings ist darauf zu achten, dass nicht alle Gewinnspiele mit den Facebook Userbestimmungen kompatibel sind.
- Vorsicht mit dem Löschen: Eine der Aktivitäten, die User am wenigsten schätzen, ist das Löschen von Einträgen von BewerberInnen. Das kann ins Auge gehen. Antworten Sie diplomatisch und wenn nötig bestimmt, aber seien Sie vorsichtig mit dem Löschen von Einträgen. Im Extremfall kann ein bestimmter Hinweis à la „Unser Unternehmen distanziert sich dezitiert von einer derartigen Aussage. Daher wird dieses Posting in 24 Stunden gelöscht“ helfen. So bekommt die Community mit, dass man mit unkonstruktiver Kritik im falschen Ton hier nicht weiterkommt. Und dann bitte auch wirklich löschen.
- Lassen Sie die Mitarbeiter zu Wort kommen: Was User im Web über Unternehmen suchen, sind authentische Bilder davon, wie es in dem Unternehmen wirklich zugeht. Das erklärt auch den Aufwind der Arbeitgeberbewertungsplattform kununu. Lassen Sie Mitarbeiter zu Wort kommen und posten, wie Sie den Job / das Unternehmen sehen und was ihnen gefällt. Authentische Mitarbeiter interessieren meist mehr als steife Personalisten.
- Keine Angst vor informeller Kommunikation: auf Facebook wird nicht wie in einem Bewerbungsschreiben kommuniziert, sondern wesentlich lockerer. Da liegt auch unter anderem der Reiz. Locker mit Interessenten ins Gespräch kommen. Ein Posting „Hey, habt Ihr gerade Jobs als Bautechniker in Linz ausgeschrieben. LG, Peter“ soll Sie also nicht verwundern. Die Antwort kann auch locker sein, sollte aber keinesfalls unprofessionell sein. „Lieber Peter, leider sind derzeit alle Stellen als Bautechniker besetzt. Aber Du findest alle weiteren Angebote auf unserer Karriereseite unter ….“ tut es jedenfalls.
Zum Nachlesen
Wenn Sie nun Lust bekommen haben, ein wenig mehr zu erfahren, dann hat personalmarketing2null eine gute Zusammenfassung – wie könnte es anders sein – auf Facebook. Auf der Seite Karriere-Fanpages auf Facebook finden Sie stets den aktellen Stand der deutschsprachigen Facebook Karriereseiten. Ein aktuelles Ranking stellt die Agentur Wollmilchsau zur Verfügung.
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