Am 8.3.2014 ist es wieder so weit. Der 103. Weltfrauentag wird begangen. Und mit ihm erneut die Forderung nach einer besseren Geschlchtergerechtigkeit, vergleichbarerer Bezahlung und Jobchancen. Während sich viele darauf beschränken über die vermeintlich bösen Arbeitgeber zu sinnieren, die willentlich Frauen schlechtere Chancen und Bezahlung einräumen würden, haben wir uns angesehen, was strukturell getan werden kann, um dem Problem entgegen zu treten: Und siehe da, die von der Wirtschaft verhasste Väterbeteiligung ist eine Möglichkeit, die Chancen der Frauen massiv zu erhöhen.
Es geht nicht (nur) um die Unterstützung im Haushalt
Eine höhere Väterbeteiligung, also Väterkarenz, Papamonat, Teilzeitarbeit für Väter, wird häufig vor allem mit der Hilfe und Mitarbeit im Haushalt argumentiert. Das ist natürlich ein positiver Aspekt. Tatsächlich hat die Väterbeteiligung aber einen noch viel wesentlicheren Effekt: sie erhöht die Chancen der Frauen erheblich! Dort wo nämlich Männer ebenso in Karenz gehen wie Frauen, heben sich viele Ungleichbehandlungen – sei es in den niedrigeren Jobchancen oder auch in der Folge in der Bezahlung – auf.
Beispiel Island
Sehr deutlich sehen kann man diesen Effekt in Island. In Island stehen den Eltern in Summe 9 Monate Karenzzeit (wird derzeit stufenweise auf 12 Monate erhöht) zu. 3 Monate für die Mutter, 3 Monate für den Vater und 3 Monate können gewählt werden. Das bedeutet, dass wenn der Vater keine Karenz antritt diese 3 Monate verfallen. Das Resultat ist vor allem einmal eine Väterbeteiligung an der Karenz von weit über 90%! Für Österreich unvorstellbar. Die Dauer der Karenz ist dabei im internationalen Vergleich mittellang, wird allerdings mit 80% des Bezuges abgegolten, was es den auch in Island noch immer leicht besser verdienenden Männern leichter macht. Aber eben auch den Frauen. Zwar hat auch Österreich seit einiger Zeit ein einkommensabhängiges Modell mit 80% des Bezugs (max. 2000 EUR), allerdings im ungleichen Verhältnis von 12 Monaten für die Frau und 2 Monaten für den Mann.
Dass sich die Chancen für Frauen am Arbeitsmarkt aber deutlich erhöhen, wenn beide gleichermaßen in Karenz gehen, zeigen die Frauenerwerbsquoten. Island hat mit zuletzt rund 77% eine um über 10 Prozenpunkte höhere Frauenerwerbsquote als Österreich! Dazu kommt, dass der Anteil der Teilzeitarbeitenden Frauen bei rund 38% liegt, während in Österreich fast 44% der Frauen in Teilzeit arbeiten.
Dort wo es – wie in Island – den Frauen nicht mehr alleine überlassen ist, den Hauptteil der Karenz zu übernehmen, dort haben Frauen deutlich bessere Chancen. Dadurch, dass beide Geschlechter in Karenz gehen, stellt diese nicht mehr einen Nachteil für ein Geschlecht dar. Oder anders formuliert: einen Mann statt einer Frau einzustellen, bietet keinen Vorteil mehr!
Folgeeinkommensverluste vermeiden
Ein weiterer Effekt ist jener der geringeren Folgen für das Einkommen. In unserem Artikel „Equal Pay Day – warum es nicht um Einkommenstransparenz geht“ haben wir schon auf die Folgen der langen Karenz und darauf folgender Teilzeitarbeit hingewiesen. Alleine durch eine fünfjährige Abstinenz vom Arbeitsmarkt (zB durch Karenzen für 2 Kinder) ergibt sich ein Einkommensunterschied von über 20%! Ohne dass jemand willentlich schlechter bezahlt wurde, sondern nur durch das Versäumen der Sprünge und Gehaltserhöhungen in dieser Zeit.
In dem Moment, in denen Väter auch genauso lange und oft wie Frauen in Karenz gehen, verschwinden auch diese strukturellen Einkommensunterschiede. Auch hier kann Island als Referenz herangezogen werden, das in Sachen Einkommensunterschiede zwischen Mann und Frau von allen Europäischen Ländern am besten da steht!
Geteilte Elternteilzeit
Auch die häufigere Nutzung der Elternteilzeit durch die Männer erhöht die Chancen der Männer. Diese ist zwar möglich, jedoch ist die Quote der Männer in Elternteilzeit äußest gering. Teilzeitarbeit führt nachweislich auch in der Spätfolge zu Einkommensverlusten. Wenn aber die Elternteilzeit geteilt wird und damit für jeden Teil kürzer ist, so kann dieser Unterschied ebenfalls verringert werden. Die Niederlande beispielsweise zeichnen sich durch ein Modell aus, das keine Vollzeit-Karenz zulässt, aber eine Menge an Teilzeitoptionen – für beide Geschlechter. Viele Eltern haben dort eine Vier-Tage-Woche, so dass der eine Elternteil von Montag bis Donnerstag arbeitet, der andere von Dienstag bis Freitag. Die Chancen sind die gleichen, die Kinder benötigen so etwa nur drei Tage institutionelle Betreuung. Aus diesem Hintergrund erklärt sich auch der mit fast 75% höchste Teilzeitanteil unter den niederländischen Frauen. Zwar ist mit rund 25% Männern in Teilzeit auch dort noch keine vollkommene Chancengleichheit hergestellt, jedoch ist der Abstand zu Österreich mit seinen etwa 8% schon deutlich.
Fazit
Auch wenn die Beteiligung von Vätern von der Wirtschaft ein verhasstes Thema ist, so ist sie doch einer der Schlüsselfaktoren für eine bessere Geschlechtergerechtigkeit. Reine Frauenquoten werden so lange nicht den gewünschten Erfolg bringen, solange auch in den Karenzmodellen der normative Ansatz verborgen ist, dass die Hauptlast der Karenz die Frau zu tragen hat (was sich auch in den Modellen deutlich ausdrückt). Erst wenn daraus nicht mehr einem Geschlecht Nachteile erwachsen, kann Chancengleichheit gedeihen. Und auch wenn die Elternteilzeit familienpolitisch sinnvoll sein mag, so verschlechtert sie die Situation der Frauen, die diese nach (meist alleiniger) langer Karenz nehmen, zusätzlich. Erst wenn wir gelernt haben, dass beide Eltern gleichmaßen an der Aufzucht der Kinder beteiligt sind, durch Karenzen, Teilzeit und co., ist es möglich, dass beide Geschlechter gleichermaßen am Arbeitsmarkt reüsieren.