Die arabische Welt ist in Unruhe. Ausgehend von Ägypten gibt es großorganisierte Proteste in zahlreichen arabischen und afikanischen Ländern, darunter zuletzt Libyen, Jemen, Bahrain oder Tunesien. Während die umstrittenen Machthaber gewaltsam versuchen, die Medien für sich zu gewinnen, tauchen in der Berichterstattung zwei Medien immer wieder auf: Facebook und Twitter. Die Social Networks sind zu zentralen Medien in Krisenregionen geworden. Erst heute, bei dem schweren Erdbeben in Japan, hat sich gezeigt, dass anders als die Kommunikation über Telefon, Facebook und Twitter in Krisenzeiten als beständiges und wichtiges Kommunikationsmedium genutzt werden.
#japan ist Suchwort Nummer 1
Das Wort „Statusmeldung“ bekommt besonders in von Krisen gebeutelten Regionen – wie heute erst in Japan – eine neue Bedeutung. Tatsächlich gibt es heute kein Wort, das öfters gesucht wurde als „Japan“ oder „Tsunami“. Was sich in den Krisenregionen abspielt lässt sich via Social Networks live mitverfolgen. Posts wie „Earth is quaking again… very scary“ gehen tausendfach über den Äther. Bereits nach wenigen Stunden gibt es zahlreiche Gruppen und Seiten mit dem Titel „Japan Earthquake“. Menschen aus allen Kontinenten nutzen die sozialen Netzwerke, um den Opfern ihr Beileid auszusprechen. #prayforjapan ist einer der meist gesetzten Tags in den letzten Stunden.
Google Personenfinder
Auch der Internetsuchgigant Google hat erneut mit einem Service von sich hören lassen. Über den google Personenfinder können Betroffene nach Angehörigen suchen. Mittels Buttons „I am looking for someone“ und „I have information about someone“ können vermisste Personen gemeldet und gefunden werden. 10 Stunden nach dem Beben gibt es bereits 7200 Einträge.
Gaddafi warnt vor Facebook
Auch bei den Unruhen in Libyen und anderen Teilen der afrikanischen und arabischen Welt kommt den beiden Diensten eine besondere Rolle zu. Während es den Machthabern meist gelingt, Telefonie und Rundfunkmedien rasch unter Kontrolle zu bringen, scheitern sei zumeist am Internet. Zwar wurden in Ägypten, Libyen oder in anderen Ländern Versuche unternommen, das Netz zum Erliegen zu bringen. Dennoch ist dieser Versuch nie ganz gelungen.
Besonders bei den Protesten in Ägypten gegen Ex-Präsidenten Mubarak wurden zahlreiche Protestkundgebungen über Facebook und twitter organisiert. Nicht umsonst wurde der Chef von google in Ägypten wie ein Volksheld gefeiert, nachdem er für einige Tage von der Bildfläche verschwunden war und nach seiner Rückkehr von der Behandung durch die Regierungstruppen berichtete.
Dass Facebook und Co. die Machtverhältnisse verändern, zeigt auch Gaddafis jüngster Versuch, den Netzwerken Herr zu werden. Wer facebook benutze, müsse mit Haftstrafen rechen, lies Gaddafi erst letzte Woche wissen. Doch wirklich abhalten können seine Worte die Demokratiebewegung zum Glück nicht.
Die Machtverhältnisse haben sich verändert
Soziale Netzwerke verändern die Machtverhältnisse. Aus dem einzelnen werden Gruppen, aus Gruppen werden Hundertschaften, aus Hundertschaften werden ganze Protestzüge. Facebook, Twitter und co. geben Konsumenten neue Möglichkeiten, sich auszudrücken und dafür Unterstützung zu finden. Möglichkeiten, die vor wenigen Jahren noch nicht existiert haben. Verfehlungen von Managern, Unternehmen und Politikern werden offen diskutiert, Gleichgesinnte finden sich im Netz.
Das ist es auch, was bei zahlreichen Unternehmen eine panische Angst vor sozialen Netzwerken bewirkt. Wie kann ich mich denn noch retten, wenn ich einmal in Misskredit gerate? Eine neue Beratungsindustrie ist geboren, die sich mit „Online-Reputationsmanagement“ beschäftigt. Doch das Nicht-teilnehmen an den Diskussionen schützt nicht davor, dass über Themen gesprochen wird. Und so wird es von Konsumenten und Usern durchaus gutiert, wenn sich Unternehmen auch durchaus selbstkritisch in die Diskussionen einbringen.
Im Falle von Japan heute oder den Protesten in Afrika und dem arabischen Raum tragen die Social Network etwas dazu bei, dass sich etwas verändert und Gutes geschieht. Und sie zeigen, die ungeheuerliche Macht der Webwelt. Menschen aus aller Welt sind über soziale Netzwerke näher am Geschehen als je zuvor. Und haben ungeahnte Möglichkeiten, auch tausende Kilometer weit weg, etwas dazu beizutragen, dass es besser wird.