Rückblick auf die Enquete Kinderbetreuungsgeld & co. am 27. Juni 2011
Kein neuer Slogan für das Audit berufundfamilie, sondern ein Aufruf an alle Unternehmen, sich für eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie einzusetzen, kam vom Leiter des Österreichischen Instituts für Familienforschung und Leiter des Instituts für Arbeits- und Sozialrecht an der Universität Wien, Univ.Prof. Dr. Wolfgang Mazal. Die Gründe dafür sind einfach erklärt, wenngleich auch noch nicht über all angekommen. In den kommenden Jahren werden die Geburtenzahlen weiter zurück gehen, zugleich kommen zu wenige Arbeitskräfte auf den Arbeitsmarkt. Aufgrund der derzeitigen Situation muss die Wirtschaft auf ein großes Potenzial an gute ausgebildeten Frauen bzw. Müttern verzichten. Eine gute Vereinbarkeit wird also dringender nötig sein als bisher.
Die Wirtschaft hat einen großen Beitrag
Das Thema der Vereinbarkeit ist nicht ausschließlich Sache der Politik, sondern braucht vor allem auch ein Engagement der Wirtschaft. In den skandinavischen Ländern ist das Thema der Vereinbarkeit wesentlich stärker thematisiert als in Österreich. Studien zeigen, dass beispielsweise Schweden die höchste Erwerbsquote unter den Frauen bei der höchsten Fertilitätsrate hat. „Trotzdem reicht es nicht, das schwedische Modell einfach zu übernehmen. Das wäre schlichtweg unintelligent“, so Mazal. Auch Österreich kann über eine hohe Erwerbsquote bei Frauen verweisen (über 79%). Soll aber die sogenannte „Reproduktionsrate“ gesteigert werden, dann braucht es eine Ermöglichung von parallelen „Karrieren“ – Beruf und Familie. Außerdem muss der wiederholte Ein- und Ausstieg in bzw. aus dem Berufsleben erleichtert werden. „Die Unternehmen müssen den Familien Angebote machen. Durch die demografische Entwicklung wegen der gesunkenen Geburtenrate treten immer weniger Jugendliche in das Erwerbsleben ein. 2015 sind es um 10.000 Jugendliche weniger 15jährige als jetzt.“ so Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner. Was die Politik betrifft, so ist klar, dass künftig mehr der ohnehin sehr hohen Ausgaben für Familien in Kinderbetreuungseinrichtungen, also Sachleistungen fließen muss.
Vereinbarkeit zahlt sich aus
Dass sich Vereinbarkeit lohnt, das zeigen Zahlen des Deutschen Forschungszentrums für familienbewusste Personalpolitik (FFP). Von 960 Unternehmen, die im Rahmen des „family-friendly-index“ befragt wurden, erreichten jene, die das Audit berufundfamilie gemacht haben, einen Mittelwert von 76 auf der 100-teiligen Skala. Alle anderen im Schnitt nur 63. Der Index misst mittels Befragungen die drei Hauptkomponenten einer familienbewussten Unternehmenspolitik: Leistung, Dialog und Kultur. Zudem zeigt sich, dass Unternehmen, die in diesen drei Komponenten die besten Werte erzielen könnten, um fast 10% weniger Krankenstände haben sowie eine um 15% niedrigere Fluktuation. „Die Parameter des Wirtschaftens haben sich grundlegend geändert. Studien zeigen, dass sich Familienfreundlichkeit auch betriebswirtschaftlich lohnt: Die Motivation steigt, die Krankenstände gehen zurück und die Rückkehrquote aus der Karenz verbessert sich“, ist Wirtschafts- und Familienminister Mitterlehner überzeugt.
Profitieren auch Sie von den positiven Effekten einer familienbewussten Unternehmenspolitik!