Nachhaltigkeit, Corporate Social Responsibility und co. sind in aller Munde. Es ist „in“ geworden, nachhaltig zu sein. Und das ist gut so. Zwar stecken überrasched viele Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit noch immer in die „Öko-Ecke“, aber die laufend steigende Anzahl an Unternehmen, die sich damit ernsthaft auseinander setzen, zeigt die Wichtigkeit in der heutigen Zeit. Doch für eine gelungene Nachhaltigkeitsarbeit darf vor allem ein Bereich nicht fehlen, sondern muss internsiv eingebunden sein: das Personalmanagement. Oder anders gesagt – Nachhaltigkeit ohne Personalmanagement funktioniert einfach nicht!
Henne oder Ei oder warum Nachhaltigkeit und Personalmanagement einfach zusammengehören
Beobachtet man die Nachhaltigkeitsinitiativen, die vor allem große Unternehmen derzeit setzen, dann ist auffällig, dass oftmals das Thema Nachhaltigkeit dort verankert ist, wo es eigentlich nicht sein sollte. Nämlich im PR-Bereich. Sehr nahe liegt hier die Vermutung, man wolle sich hier nur mit bunten Federn schmücken, aber nach innen nichts verändern. Nachhaltigkeit ist eine Querschnittsmaterie, in deren Zentrum die Menschen stehen. Umso wichtiger ist es, dass das Personalmanagement eines Hauses dabei eine zentrale Rolle einnimmt.
Zum einen geht es nämlich darum, das Personalmanagement an sich nachhaltig zu gestalten. Zum anderen darum, dass Personalarbeit eine Voraussetzung ist für erfolgreiche CSR Arbeit. Was davon zuerst kommt – Henne oder Ei – das ließe sich lange diskutieren. Ich habe dazu eine klare Meinung – Personalmanagement sollte immer zuerst in sich nachhaltig agieren und dann die Initiativen des Hauses unterstützen, um wirklich wirksam und glaubwürdig werden zu können.
In sich nachhaltiges Personalmanagement
Was heißt es denn eigentlich, wenn das Personalmanagement nachhaltig ist? Ich habe mir dazu unterschiedliche Konzepte angesehen und habe einige wesentliche Punkte herausdestiliert.
1. Nachhaltiges Personalmanagement sorgt dafür, dass sich die MitarbeiterInnen im Haus wohlfühlen und dem Unternehmen lange erhalten bleiben.
In dieser kurzen Definition steckt schon jede Menge Arbeit drin. Aber eines ist klar: Unternehmen, die wirklich nachhaltig werden wollen, müssen zunächst innen aufräumen. Initiativen der gezielten Messung und Verbesserung der Arbeitszufriedenheit gehören hier ebenso dazu, wie Programme zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder aber durchdachte Aus- und Weiterbildungsprogramme für alle Mitarbeitergruppen.
2. Nachhaltiges Personalmanagement setzt rechtzeitig Maßnahmen, um qualifizierte, neue MitarbeiterInnen zu bekommen, wenn es sie benötigt.
Die Betonung liegt hier auf dem Wort „rechtzeitig“. Nachhaltiges Personalmanagement betreibt die Mitarbeiterfindung als Dauerprogramm, agiert als Partner und Verkäufer des Unternehmens, behandelt BewerberInnen wie Kunden und sorgt laufend dafür, dass gutes Personal verfügbar ist. Das geht weiter als das bloße Schalten von Inseraten, wenn schon der Hut brennt. Hier geht es um Talent-Relationship-Management.
3. Nachhaltiges Personalmanagement sorgt für ein ausgewogenes Verhältnis innerhalb der Belegschaft und verhindet Diskriminierung und Ungleichbehandlung.
Es sorgt also dafür, dass alle Gruppen sich im Unternehmen wohlfühlen und somit die volle Leistung erbringen können und wollen. Es betreibt also aktives Diversity Management und achtet stets auf eine Ausgewogenheit.
4. Nachhaltiges Personalmanagement sorgt für gute Gesundheit der MitarbeiterInnen.
Gesundheitsförderung sollte von nachhaltig denkendem Personalmanagement als das verstanden werden, was es ist, nämlich ein Programm für alle MitarbeiterInnen, nicht nur für die „Alten“. Vor allem auch die psychische Gesundheit sollte im Fokus stehen und entsprechend an der laufenden Verbesserung für alle MitarbeiterInnen gearbeitet werden.
5. Nachhaltiges Personalmanagement sorgt dafür, dass die benötigten Kompetenzen jederzeit ausreichend zur Verfügung stehen.
Weiterbildung ist hier keine Belohnung, sondern ein laufend begleitendes Programm für alle MitarbeiterInnen, egal welchen Alters. Auch hier darf die Kurve bei älteren MitarbeiterInnen nicht verflachen. Denn nachhaltiges Personalmanagement weiß, dass wir alle länger arbeiten müssen, zu wenig junge nachkommen und wir uns daher es nicht leisten können, auf das Know-How und die Leistungen älterer ArbeiternehmerInnen zu verzichten.
6. Nachhaltiges Personalmanagement sorgt für gerechte Bezahlung und entloht außergewöhnliche Leistungen.
In nachhaltigen Unternehmen haben die MitarbeiterInnen Anteil am Erfolg des Unternehmens. Arbeitsverhältnisse werden ordentlich geschlossen und ordentlich beendet. Die ausgezahlten Gehälter sind marktüblich und ermöglichen, davon leben zu können.
7. Nachhaltiges Personalmanagement schafft Transparenz über getroffene Entscheidungen und Mitbestimmungsmöglichkeiten.
MitarbeiterInnen gehören zu den wichtigsten Stakeholdern eines Unternehmens. Nachhaltige Unternehmen nutzen das Innovationspotenzial der eigenen Belegschaft und beziehen diese in Entscheidungen ein. Nur so entsteht eine entsprechende Kultur, die nachhaltiges Wirtschaften überhaupt ermöglicht.
8. Nachhaltiges Personalmanagement schafft Werte, sorgt für deren permanente Kommunikation und Einhaltung.
Werte sind der Grundstein für nachhaltiges Arbeiten. Werte zu schaffen und daran festzuhalten – nach innen wie außen – ist eine der Kernaufgaben nachhaltiger Personalarbeit.
Viele Berührungspunkte
Es ist also rasch ersichtlich, dass nachhaltiges Personalmanagement nicht im Vorbeigehen erledigt wird. Zu wichtig und vielfältig sind die Berührungspunkte. Wenn man sich alleine die Dimensionen der ISO 26000 (internationaler Leitfaden zur Umsetzung von CSR in Organisationen), dann wird ersichtlich, wie wichtig die Rolle von Personalmanagement tatsächlich ist.
CSR – HR = PR
Eine Formel, die gut ausdrückt, dass Personalmanagement nicht nur in sich nachhaltig sein sollte, sondern auch eine wesentliche Voraussetzung für die Umsetzung im Unternehmen ist, ist die in der Überschrift genannte. CSR-Arbeit ohne Einbindung des Personalmanagements ist reine PR. Oder anders ausgedrückt: Wer die Auswirkungen auf die MitarbeiterInnen verbessert, der verbessert auch die Auswirkungen der MitarbeiterInnen, zB auf Gesellschaft, Umwelt, das Geschäftsergebnis usw.
Denn Personalmanagement…
- ist massiv wichtig in der Definition und Ansprachen von Stakeholdern
- schafft und erhält eine Führungs- und Unternehmenskultur
- kommuniziert Werte, Visionen und Ziele
- sensibilisiert und aktiviert MitarbeiterInnen
- und sorgt für Glaubwürdigkeit nach innen und außen.
Damit Nachhaltigkeit im Unternehmen gelingen kann, müssen alle mitziehen. Und das schafft nur professionelles, nachhaltiges Personalmanagement. Denn in der Nachhaltigkeitsarbeit spielt das MitarbeiterInnen-Engagement eine wesentliche Rolle. Strandberg drückt dies in seiner Mitarbeiter-Engagement-Pyramide treffend aus:
Was Personalisten also tun sollten
Es ist also höchste Zeit, dass sich Personalisten in Richtung mehr Nachhaltigkeit bewegen. Zum einen in ihrem eigenen Kerngeschäft, und in zweiter Linie dann als Träger der entsprechenden Kultur. Dort wo Nachhaltigkeitsinitiativen am Personalmanagement vorbei laufen, ist es Zeit, sich zu engagieren und zu involvieren.
Das ist also mein Plädoyer für mehr Nachhaltigkeit im und vom Personalmanagement. Nachhaltiges Personalmanagement ist die Zukunft und hinsichtlich der demografischen und anderen Herausforderungen eine Überlebensfrage für Unternehmen geworden.