Selten erscheinen im Arbeitswelten Blog derartig politisch brisante Beiträge. Diesmal aber sehe ich mich als Inhaber eines Unternehmens, das sich im Bereich der besseren Vereinbarkeit betätigt, motiviert, dieses Thema aufzugreifen.
Wie heute bekannt geworden ist, hat die Regierung den Ausbau der Kinderbetreuungsplätze für unter 3-jährige auf einige Jahre verschoben. Derzeit sind nur etwa 16% der unter 3-jährigen in Betreuung, an sich sollten es 33% werden. Offenbar sind diese Bestrebungen nun dem Sparstift zum Opfer gefallen. Allerdings kann das fatale Auswirkungen haben.
Bremse bei kurzen Karenzzeiten und Väterkarenz
Eine Voraussetzung dafür, dass das von der Politik so hoch gehaltene Ziel der vermehrt genutzten Väterkarenz, aber auch die Nutzung kürzerer Karenzzeiten erreicht werden kann, sind ausreichend Kinderbetreuungsplätze.
Gerade im letzten Jahr ist seit der Einführung des einkommensabhängigen Kindergeldes mit der 12+2-Variante ein Anstieg b ei der Inanspruchnahme dieses Modells zu beobachten. Das nützt zum einen der Wirtschaft, da die MitarbeiterInnen kürzer weg von ihrem Arbeitsplatz sind und zum anderen ist die Väterbeteiligung bei diesem Modell über 10%, was überdurchschnittlich hoch ist (Beim 30+6 Modell sind es nicht einmal 4%!)
Damit das so bleibt, braucht es ausreichende Betreuungsmöglichkeiten, vor allem für die unter 3-jährigen. Sonst droht eine gefährliche Schere.
Attraktives Karenzmodell mit Spätfolgen
Nun gibt es ein attraktives, weil kurzes und finanziell attraktives, Modell für das Kindergeld, doch was ist danach. Für Frauen, die auch einen dazugehörigen Mann mit entsprechendem Einkommen haben, bleibt die Möglichkeit der Karenzverlängerung und der Mitversicherung. Allerdings sind das immer weniger. Alleinerzieherinnen werden praktisch gezwungen, wieder längere Dauern zu wählen, was zum einen den Effekt hat, dass diese wieder lange vom Job weg sind und zum anderen mit einem niedrigen Kindergeld das Auslangen finden müssen. Letztlich ist das Ziel der schnellen Re-Integration verfehlt.
Es bleibt also zu hoffen, dass man im Sinne einer nachhaltigen Familienpolitik zur Vernunft kommt und das Ziel der vermehrten Kleinkinderbetreuung wieder aufgreift. Zudem wurde ja auch der Plan gefasst, mehr Geld in Sachleistungen zu investieren und weg zu kommen von den hohen Geldleitungen für Familien. Auch das ist grundsätzlich ein sinnvoller Ansatz, um die Ziele einer nachhaltigen Familien- und Wirtschaftspolitik zu fördern!
Dem kann ich nur nachdrücklichst zustimmen! Vor allem wird durch die mangelnden Kinderbetreuungsplätze für unter 3-Jährige auch auf ein enormes Potential bei den gut ausgebildeten Müttern verzichtet. Gleichzeitig müssen wir mehr tun (also Mittel bereitstellen!) um erstklassig ausgebildete Pädagog(Inn)en in den Beruf zu bringen und dafür auch anständig zu bezahlen, wenn schon Politik und Öffentlichkeit bereits dem Kindergarten Aufgaben wie Integration und Grundlegung zur späteren Wettbewerbsfähigkeit der Arbeitskraft zuschreiben!